Erziehungsstile



1. Autokratischer Stil: 

Dieser Stil ist eher historisch und heute weniger zu finden. 

Der Erzieher hat absolute und alleinige Macht. Es gibt strenge Regeln, deren Verletzung hart und willkürlich bestraft wird. Den Kindern fehlt Eigenaktivität und Kreativität, sowie emotionale Zuwendung, sie entwickeln starke Minderwertigkeitskomplexe und manchmal psychische Probleme. Sie erfahren mehr Tadel als Lob. Die Eltern sind freundlich zu den Kindern, wenn die Kinder sich zu den Regeln verhalten. Die Bindung ist sehr gering und die Beziehung ist distanziert.

 

2. Autoritärer Stil:

Es gibt strenge Regeln, die nicht mit den Kindern diskutiert werden. Die Kinder erfahren aber Lob (sehr selten), Die Eltern sind freundlich zu den Kindern aber emotional distanziert. Die Eltern haben hohe Ansprüche an die Leistung der Kinder und es wird durch Belohnung und Bestrafung erzogen. Strafen werden stark personenbezogen ausgesprochen und manchmal auch körperlich eingesetzt. Die starke Lenkung und die strengen Regeln verhindern eine freie Entfaltung der kindlichen Fähigkeiten. Die Kinder haben geringes Selbstwertgefühl und wenig Eigentätigkeit. Sie können im Erwachsenenalter Probleme bei sozialen Kontakten und manchmal aggressive Verhaltensweisen. haben.

 

3. Autoritativer Stil:

Die Eltern stellen klare Regeln und Grenzen auf und erklären diese den Kindern. Es gibt keine Strafen sondern Konsequenzen, die eher sachbezogen sind. Die Eltern zeigen Liebe, Unterstützung und Zuwendung. Die Bindung zwischen Eltern und Kindern ist stabil und partnerschaftlich.  Die Meinungen der Kinder und Eltern werden gleich berücksichtigt. Die Kinder entwickeln Eigeninitiative, Kreativität und soziale Umgangsformen.

Das Machtverhältnis ist auf Augenhöhe, obwohl die Eltern die Autorität haben, aber es wird nicht als Macht missbraucht sondern zur Orientierung und Sicherheit für die Kinder eingesetzt.

Die Kinder zeigen im Erwachsenenalter eine hohe Selbstsicherheit, soziale Kompetenzen und Verantwortungsbewusstsein.

 

4. Sozial-integrativer Stil:

Es gibt eine gute Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, alle Regeln und Entscheidungen werden zusammen diskutiert und abgestimmt. Es gibt sachbezogenen Konsequenzen bei Regelverstößen. Die Kinder haben eine Wahlmöglichkeit und die Eltern bieten Vorschläge und Alternativen. Die Beziehung ist durch Wertschätzung, Einfühlung und Wärme geprägt.

Die Kinder haben hohe Selbständigkeit, soziale Kompetenzen und Kreativität. Sie akzeptieren sachliche Kritik und entwickeln große Lern-und Leistungsbereitschaft.

 

5. Egalitärer Stil:

Eltern und Kinder begegnen sich auf Augenhöhe, es gibt kein Machtgefälle. Alle Entscheidungen, Rechte und Pflichte werden diskutiert und gelten für Eltern sowie Kinder.

Lob und Kritik sind sachbezogen. Die Kinder lernen ihre Meinungen, Wünsche und Gefühle zu artikulieren. Die Beziehung zwischen Eltern und Kinder ist eng. Die Kinder zeigen ein hohes Maß an Toleranz und Verstand für die Meinungen der anderen.

 

6. Permissiver Stil (nachgiebiger Stil):

Die Eltern verhalten sich passiv, sie geben bei den kindlichen Wünschen schnell nach. Es gibt wenig bis keine Regeln noch Grenzen, daher erfolgen auch keine Konsequenzen oder Strafen.

Die Eltern bauen eine emotionale Bindung zu den Kindern auf, aber es kann zu einem überfürsorglichen oder verwöhnenden Verhalten führen. Den Kindern fehlen der Halt, die Sicherheit und die Orientierung. Im Erwachsenenalter zeigen sie Unselbständigkeit, Abhängigkeit und Bindungsprobleme sowie fehlende Kompromissbereitschaft und Rücksichtnahme.

 

7. Antiautoritärer Stil:

Eltern und Kinder begegnen sich absolut auf Augenhöhe, und die elterliche Macht wird negativ bewertet. Das Kind soll selber Regeln aufstellen und Entscheidungen treffen. Eltern stellen keine Grenze, sondern motivieren die Kinder. Es gibt keine Strafen, nur natürliche Konsequenzen, das Kind lernt aus eigenen Erfahrungen und die Eltern dürfen nur bei Gefahr einschreiten. Die Kinder entwickeln ein hohes Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und mehr Kreativität. Sie haben aber wegen der ausgeprägten Bedürfnisorientierung Probleme, sich in Gruppen einzufügen und mit Kritik umzugehen. Sie agieren stark nach Lustprinzip und zeigen oft egozentrisches Verhalten.

 

 

8. Laissez-faire-Stil (machen lassen):

Die Eltern bleiben passiv und versuchen die Kinder kaum zu beeinflussen, aus der Überzeugung, dass das Kind sich optimal entwickelt, wenn es keine Einschränkungen erfährt.

Das Kind hat alle Freiheiten und wird nicht kontrolliert.

Es gibt kein Lob oder Tadel, keine Strafen oder Kritik und es werden keine Erwartungen an das Kind gestellt. Die Eltern schreiten auch hier nur bei Gefahr ein. Die Kinder fühlen sich alleingelassen, unsicher und rastlos. Sie entwickeln eine fehlende Rücksichtnahme, respektloses Verhaltenund mangelndes Selbstwertgefühl.

 

9. Negierender Stil:

Dieser führt zu einer Vernachlässigung des Kindes. Die Eltern sind distanziert und ablehnend. Das Kind erfährt keine Sicherheit und Geborgenheit. Sie erfahren keine emotionale Bindung und zeigen Aggressivität und  mangelndes Selbstwertgefühl.


Mein Tipp

Welchem Stil Sie folgen, hängt von vielen Faktoren ab: Ihre Persönlichkeit, gesundheitlicher, emotionaler und kognitiver Zustand, sowie Lebenssituation, Familienstruktur, und die kulturellen  und religiösen Hintergründe.

Da es nicht einfach ist, die Persönlichkeit oder Zustand einer Person zu verändern, gibt es das sogenannte “Elterntraining” für die Eltern, die ihr Erziehungsverhalten bewusster verfolgen und die möglichen Fehler bei der Erziehung vermeiden möchten.